Ein IOR Klassiker
2022
IN 3 1/2 STEPS NACH COWES !
Unser Ausgangspunkt St. Cast le Guildo ist ein sehr empfehlenswerter Hafen. Der Ort Typ "Sommerfrische" liegt an einer weiten halbrunden Bucht mit breitem Strand und der Yachthafen ist für französische Verhältnisse ein kleinerer, noch recht familiär, aber hochmodern, ökologisch vorbildlich und alle freundlich und hilfsbereit. Vom Hafen ist es ein netter kleiner walk auf einem Weg an der Wasserkante entlang zum Ort. Das wichtigste aber für Segler: Trotz 12 - 13 Meter Tidenhubs kann man St. Cast bei jedem Wasserstand anlaufen! Es liegt aber auch auf der Hand, dass bei solchen Tiden mit kräftigem Strom zu rechnen ist, und so war für uns ein klares Zeitfenster für unseren ersten Schlag nach Guernsey gesetzt. Die Zeiten lagen aber günstig, wir mussten nur sehen, am 01. August 2022 so bis 10:00 Uhr Leinen los zu machen.
Zuvor noch etwas Aufräumen und den schönen Sticker mit dem Round Britain-Logo am Bug angebracht. dann geht's los. Dabei große Spannung, was jetzt die Motortemperatur macht, aber nach einer guten Stunde ist klar: Die Kühlwassertemperatur steigt nur auf die vorgesehenen rd. 73 Grad, dann verharrt der Zeiger des Thermometers wie er soll - wir haben unser Temperaturproblem endlich gelöst und wieder eine verlässliche Maschine!
Die Segelei Kurs Nord ist ein Vergnügen, das Wetter fein, und die Gesamtdistanz von gut 50 sm bis nach St. Peter Port dank der Tidenunterstützung keine große Aufgabe. Wir treffen rechtzeitig ein, um noch einen Tisch im "CHRISTIES" zu ergattern - coole location, feine Küche!
In St. Peter Port bevorzugen wir die Liegeplätze an den Schwimmstegen vor dem inneren Hafenbecken, denn letzteres ist wegen des Straßenverkehrs recht laut, und "vor der Tür" ist man auch tidenunabhängiger - die Stege sind jederzeit erreichbar. Aber voll ist es in St. Peter Port eigentlich immer, kein Wunder, denn Hafen und Stadt sind einladend. Bei einem unserer nächsten Törns wollen wir uns auch mal Zeit für einen Aufenthalt auf der Insel nehmen.
Am folgenden Tag haben wir nur den recht kurzen Satz nach Alderney/Braye Bay vorm Bug. Auf dem Weg dorthin probieren wir das erste mal den neuen Gennaker aus - was prompt schief geht. Das Segel konventionell aus dem Spisack zu setzen will gelernt sein, will man eine "8" oder einen Törn ums Vorstag vermeiden. Wir kriegen beides hin, die Klarierarbeiten ziehen sich hin, sehr vorteilhaft im strömenden Gewässer mit feinen Felsen ringsumher, geht aber alles gut, das funkelnagelneue Segel kommt mit kleinen Blessuren davon, wir haben wieder was dazugelernt.
Bray Bay empfängt uns so freundlich wie gewohnt. Wir sind sehr gern hier, es gibt keinen Anleger, nur Mooringbojen und einen freundlichen Bootstaxiservice. Heute Abend laufen wir hoch in den Ort nach St. Anne, finden wieder einen netten Tisch. Später fällt Nebel ein, wir machen noch einen Rundgang ums Fischerhafenbecken, eine irre Lichtstimmung hier heute Abend, und die freundlichen RIB-Pilotin bringt uns zurück an Bord.
Für den folgenden Tag ist dann der lange Satz über den Channel zu den Needles und dann den Solent hoch nach Cowes geplant. Anfang haben wir aber mit schwachem Wind zu kämpfen, hinzu kommt der stark nach Osten setzende Strom, wir haben Angst, von den berühmten Alderney Races allzu weit mit gerissen zu werden, so weit kommt es aber nicht, der Wind setzt wieder aus SW ein und wir können unseren Nordkurs fortsetzen um noch rechtzeitig zum auflaufenden Wasser den Solent zu erreichen. Wir setzen wieder den Gennaker, und das klappt jetzt besser. Den Solent hinauf nach Passieren der Needles müssten wir jetzt vor dem Wind fahren. Zur Vorbereitung legen wir noch eine Halsenübungsstunde bei den Needles ein. Der Zeitpunkt war vielleicht etwas unvorteilhaft gewählt, mal klappt es, dann wieder nicht, einmal wandert der Gennaker ungewollt innen ums Stag auf den neuen Bug, wir kriegen es mit einem gleichen Manöver auf die alte Seite hin, ihn wieder zu befreien, aber nur einmal, Zudem frischt der Wind merklich auf, und als uns dasselbe Maleur ein zweites Mal passiert, müssen wir wieder "unkonventionell bergen". Da wir keinen Bugsprit haben und am Masttopp auch kaum vertikalen Abstand zwischen dem Vorstag und den Spifallen, ist die Gefahr groß, dass der Gennaker hinters Vorstag fällt, wenn er bei der Halse auch nur kurz einfällt - daran müssen wir noch arbeiten. Am besten geht's wohl mit 'ner schellen Halse - nur die ist miit SNIFIX zu zweit eben auch kein Kinderspiel.
Infolge unserer schwachwindbedingten Reiseverzögerung am Morgen und unserer Gennakerübungsstunde am Nachmittag schaffen wir es nicht mehr mit dem auflaufenden Wasser bis Cowes und entschließen uns daher, in Yarmouth Station zu machen. Da der Hafen voll ist bleiben wir draußen an den Moorings. Pantry und Bar sind aber darauf vorbereitet - ein schöner Abend an Bord nach einem ereignisreichen Segeltag.
Und am folgend morgen machen wir dann bei schönstem Sonnenschein mit auflaufendem Wasser die letzten wenige Meilen nach COWES - wir sind da! Unser ROUND BRITAIN and IRLEAND-Abenteuer kann beginnen.